Donnerstag, 11. November 2010

Nachtrag: Mein erster Plattenspieler



In den letzten zwei Monaten gab es mehrere neue Technik-Sachen, die ich mir...u.a. von meinem verdienten Ferien-Job-Lohn geleistet habe. Eine Sache war der Plattenspieler einer No-Name-Marke.

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Ich wollte schon immer so etwas besitzen, da das Besitzen von Platten (link!) wieder zum Trend geworden ist, man schätzt die alten Qualitäten von Vinyl. Denn in vielen Musikmagazinen liest man, dass die CD aussterben wird. Nicht nur, weil die noch primär auf CDs so fixierte Musikindustrie den Bach heruntergeht. Sondern auch, weil gerade Leute, die sich wirklich für Musik interessieren, Musikkenner und so, CDs als wertloser betrachten. Denn angeblich haben Langspielplatten eine bessere Klangqualität, weil sie wärmer klingen. Außerdem sind sie wertvoller und seltener, sie sind quasi Kult. Zwar sind neu veröffentlichte Vinyls immer (etwas) teurer als CDs, jedoch ist der Mehrwert des erstgenannten Tonträgers beträchtlich.
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Außerdem: das Cover ist größer, wodurch das Artwork besser zur Geltung kommt, das Booklet, falls vorhanden, ist auch größer. Und oft lassen sich die Kreativköpfe noch Sachen einfallen, die in diesem Papp-Vinyl-Gesamtpaket mit integriert sind. Das freut einen. Und: Schallplatten bereiten einem ein schöneres haptisches Gefühl. Sie können zwar auch verkratzen, sind aber weitaus unempfindlicher, bzw. sieht man es ihnen aufgrund des Schwarz (bei Picture-Discs und farbigen Vinyls nicht so) weniger an als den kleineren spiegelnden hellen Scheibchen.

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MP3s haben das Problem mit Kratzern natürlich nicht, ihnen fehlt aber das Haptische und oft sind die Albumbooklet als digitale Datei gar nicht mitgeliefert. Dadurch sind aber natürlich auch günstiger. Wer Musik ausschließlich digital veröffentlichen will, muss keine Kosten wegen der Produktion von Tonträgern und deren Verpackung befürchten. Umweltschonender sind MP3s durch den Wegfall der Verwendung schwer recycelbarer Materialien sowie Papier oder Kunststoff sowieso. Das Uploaden und dadurch auch das Veröffentlichen im Web geht viel schneller.
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Zwar sind MP3s auch klanglich schlechter, aber auf MP3-Playern mit durchschnittlichen Kopfhörern (also nicht von Sennheiser und so) fällt das eh nicht auf. MP3s sind vor allem praktisch, weil man dadurch auch unterwegs Musik hören kann, der Anti-Schock-Effekt von sogenannten Discmans (portablen CD-Playern) fällt natürlich weg. Bei CDs muss man fürs Hören UND für das dauerhafte Besitzen auf PCs und Laptops die Tonspuren erst kopieren und konvertieren. Fast jeder westliche Einwohner heute besitzt einen Computer, fast jeder hat einen Zugang zum Web. Und wenn bei vielen neueren Schallplatten sowieso ein Download-Code enthalten ist, durch den man die MP3-Form des Albums herunterladen kann, wer braucht dann noch das Zwischending CD?

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Insgesamt sind CDs aber auch oft praktischer: nicht jede Musik jedes/r Künstler/in oder jeder Band wird digital als MP3 vertrieben, auch nicht jede als Vinyl. CDs gibt es auch an Tankstellen und Drogerien zu kaufen, nicht nur bei Online-Shops oder in Plattenläden. CD-Musik klingt auch bei mittelmäßigen Lautsprechern noch gut. CDs stehen für ein heutiges Allgemeingut statt für eine traditionelle Musikelite oder für vernetzte Stylo-Kids. Dennoch...Platten haben eine coolere Aura als alles andere.
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Im Kaufland Wertheim (link!) entdeckte ich Anfang September ein durchaus verlockendes Angebot: spartanischer kleiner Plattenspieler, 20 Euro, heruntergesetzt von ehemals 40 Euro. Mir war es eigentlich egal, was das Gerät so alles konnte und vor allem nicht konnte, letzteres wäre der Rückwärtslauf, Regulierung von Höhen und Bässen und so'n Kram. Hauptsache, es funktioniert.

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Die ersten Platten, die ich besaß, besaß ich bereits vor der Anschaffung des Plattenspielers. Die deutschen Musikzeitschriten Musikexpress und Rolling Stone haben jeweils zweimal 7''-Platten (die vom Durchmesser her kleineren Vinyls) zu Promotionszwecken beigelegt, die jeweils einmalig waren und es sonst normal so nicht zu kaufen gab. Der Musikexpress hatte im letzten Jahr zu einer Ausgabe die Single "Ulysses"/"Lucid Dreams" von Franz Ferdinand als Beilage, Monate später hatte sie bei einer anderen Ausgabe bei die Splitsingle "One More Chance"/"Audacity of Huge" von Bloc Party (auf der A-Seite) und von Simian Mobile Disco (auf der B-Seite) als Gimmick beigelegt. Rolling Stone hatte Uninteressanteres wie Sachen von der niederländischen Mod-Rock-Band Moke und die von mir nicht geliebten The Stone Roses zu bieten gehabt. Immerhin: Paul Weller war auf der A-Seite der Moke-Single, dessen Track war OK. Und abgesehen von der schlechten Musik war das Cover der alten Single der Steinrosen (link!) geil, weil von Jackson Pollock inspiriert.
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Dann kaufte ich mir alte LPs im Würzburger Plattenladen H2O, die es in den "Ramschkisten" für nur 3 Euro gab. Sachen von David Bowie oder von Prince wird man hier kaum finden, denn da ist viel Schrott aus den 70ern und 80ern drin, fast nur uncoole Mainstream-Bands und -Künstler wie Rod Stewart, Neil Diamond oder Whitney Houston, wenig nur, was ich mochte oder bereits kannte. Einmal das gute How Men Are (1984) der hierzulande eher unbekannten UK-New-Wave-Band Heaven 17 (Kauf auch wegen Cover (link!)), andererseits, und eigentlich ungewöhnlich günstig, der Klassiker Dark Side of the Moon (1972) von Pink Floyd. Da wurde irgendwas im Laufe der Zeit ersetzt, wahrscheinlich die Hülle, deswegen nur 3 Euro (LP war jedoch einwandfrei).
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Auf dem Frankfurter Flohmarkt, wie bereits im Karo-Post (link!) bereits teilweise erwähnt, wurden gekauft: die Klassiker Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band (1967) der Beatles und Born In The USA (1984) von Bruce Springsteen, die peinliche Beatles-Single "Ob-La-Di, Ob-La-Da" (1968) und die noch peinlichere Seven-Inch "Fernando" (1975) von ABBA (letztere (link!) hab ich nur gekauft, um als Doppelkauf einen besseren Preis für erstere zu erhandeln).

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Und zuletzt habe ich mir...auch im "H20", die erste wirklich aktuelle Schallplatte gekauft, nämlich Grinderman 2 (2010) von Grinderman. Fantastisches hochwertiges edles Paket: 1. der Pappschuber mit dem markanten Cover. 2. die Platte selbst, 180 Gramm schwer, was als wertvoll und audiophil gilt, da das Vinyl sicherer auf dem Plattenspieler liegt und nicht krumm oder uneben wird, sich verbiegt. 3. das fabelhafte papierne Booklet aus lauter Zeichnungen von Nick Cave und einem Kreativteam. 4. ein Poster mit den vier Mitgliedern von Grinderman drauf, eine Art Backstage-Aufnahme, vor, während oder nach dem Videodreh zur Single "Heathen Child". 5. eine CD statt einem Download-Code, was mir zwar etwas antiquiert vorkam, aber eigentlich egal war. Allerdings musste ich auch knapp 23 Euro dafür blechen, andere neu erscheinende, aber schlechter ausgestattete Platten kosteten im Laden "nur" 20 Euro. Dennoch: es hat sich gelohnt, denn Grinderman 2 (link!) ist ein tolles Album, musikalisch wie äußerlich!

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Wird es demnächst ein Minidisc- oder Kassetten-Revival geben? Lena (link!) und Bruno Mars (link!) reiten schon mal als Avantgardisten voraus!
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