Donnerstag, 12. August 2010

Unschöne/uncoole/unlustige Albumtitel Vol.2



Lang ist's her, aber jetzt kommt für die Blog-Rubrik "Schön sein oder nicht schön sein (Bandnamen, Albumtitel, Songtitel)" wieder Nachschub. Und ich setze nun da an, wo ich zuletzt aufgehört habe: mit den negativen Pendants zu den schönen, coolen oder lustigen Albumtitel. Also: Volume 2 der Albumtitel aus der Hölle.

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UNSCHÖN / EKLIG / HÄSSLICH

Ich habe mir mal erlaubt, eine Art Special zu den unschönen, ekligen und hässlichen Albumtiteln zu starten. Denn ein nicht zu unterschätzendes Phänomen sind Wortspiele. Es gibt manchmal gute, aber diese sind rar gesät. Die meisten sind aber "bäh".
Elemente dieser Verunstaltungen: gestalterischer Schnickschack durch Bindestriche (wie in 1) oder 3)) oder durch Hervorhebungen mithilfe von Großbuchstaben (wie bei 3)). Unglückliche Verweise auf den eigenen Bandnamen, die zu extrem unappetitlich klingenden Verschmelzungen führen (wie bei 2) und 3) und 4)). Dazu: Wortneuschöpfungen (siehe 4)) oder umgedeutete Feiertage (wie bei 3)) oder ostasiatische Lehren (siehe 5)).
Was aber all diese fünf Titel gemeinsam haben, ist eine großzügige Schicht Größenwahnsinn!
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1) Muse Sick-N-Hour Mess Age
von Public Enemy
[Erste Bedeutung ins Deutsche: "Musik und unsere Botschaft" (Music and our message)
Zweite Bedeutung: "Muse Krank-Und-Stunde Durcheinander Zeitalter"]
-> Das Album wurde 1994 veröffentlicht: US-Oldschool-HipHop der Gruppe um Flavor Flav und Chuck D, welche auch schon weitaus gelungenere Albumtitel kreiert haben, z.B. It Takes a Nation of Millions to Hold Us Back (1988). Allerdings auch noch schlimmere, wie ihr weiter unten sehen werdet...
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2) A Salt With a Deadly Pepa
von Salt’N’Pepa
[Erste Bedeutung: "Ein Angriff mit einer tötlichen Pepa / mit einem tötlichen Pfeffer" (Assault with a deadly pepa / pepper, vgl. "assault with a weapon")
Zweite Bedeutung: "Ein Salz mit einer tödlichen Pepa / einem tödlichen Pfeffer"]
-> Nochmal 1988: nochmal US-Oldschool-HipHop, diesmal von drei coolen Ladies, von denen DJ Spinderella namentlich immer übergangen wird. Uncool sind hingegen immer die Albumtitel gewesen.
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3) InDRUpendence Day
von Dru Hill
-> 2010: die R'n'B-Gruppe um Sisqo, welche zu früheren Zeiten drei TOP20-Hits in Deutschland hatte, und zwar "In My Bed", "How Deep Is Your Love (feat. Redman" und als Feature für Will Smiths "Wild Wild West". Jetzt sind sie zurück, und kein Mensch hatte überhaupt noch ein Comeback von ihnen erwartet. Die Musik von 2010 ist schlimm, aber noch mehr tut der Albumtitel weh. InDRUpendence Day: das ist - echt jetzt mal - der schlimmste von allen 15 vorgestellten Albumtitel heute! Und Sisqo sieht immer noch peinlich exzentrisch aus. Und was wollen sie mit dem Titel bezwecken? Schaut, wir sind wieder da und endlich unabhängig? Naja, in den USA sind sie nun bei einem unabhängigen Label, einem Indie-Label halt.
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4) Rap-Murr-Phobia (The Fear Of Real Hip-Hop)
von Keith Murray
["Rapmurrphobie (Die Furcht vor wahrem Hip-Hop"]
-> 2007: US-HipHopper, zurecht unbekannt in Deutschland. Soll Rap-Murr-Phobia etwa eine Anspielung auf das Wort "homophobia" sein???
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5) Phunk Shui
von John Oates
-> 2002: drei Delikte des britischen Soul-Pop-Rockers John Oates, der als Teil des Duos Hall & Oates in den 80ern und dem Hit "Maneater" groß herauskam. 1. sollte man nie das Wort "Feng Shui" in einen Albumtitel einbauen, da das Album zusätzlich eine eklige Lasur Spiritualität und Uncoolness (die Lehre Feng Shui ist was für Pseudo-Asien-Fans und für reiche Langweiler) bekommt. 2. Funk Shui statt Feng Shui. Oh ja, du bist ja soooo funky! 3. Zusätzlich zu dem bösen Wortspiel wird auch noch "Funk" zum ach so umgangssprachlichen "Phunk". Oh ja, du bist ja soooo jung geblieben! Nee. Boah, nein! Das ist aber nun wirklich der Gipfel der Kotze!

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UNCOOL / PATHETISCH / LANGWEILIG

Noch ein Special: außerordentlich pathetisch geraten immer die Titel der Alben von Goethes Erben. An sich ist der Name der dunklen gothischen Band, die laut Wikipedia (link!) die Musikgenres Neue Deutsche Todeskunst (sic!), Avantgarde, Rock und Elektropop bediene, ja bereits peinlich. Aber die Albumtitel sind es noch mehr. Vorhang auf für...
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1) Das Sterben ist ästhetisch bunt
-> 1992
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2) Tote Augen sehen Leben
-> 1994 veröffentlicht
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3) Schach ist nicht das Leben
-> 1997
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4) Kondition: Macht! – Das Musikwerk
-> 1999
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5) Nichts bleibt, wie es war
-> 2001

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UNLUSTIG / DÄMLICH / UNSINNIG

1) Scratch Came, Scratch Saw, Scratch Conquered
von Lee 'Scratch' Perry
["Schramme kam, Schramme sah, Schramme siegte / eroberte"]
-> 2008: eine Dub/Roots-Reggae-Größe. Bezieht sich auf Gaius Julius Caesar berühmten Satz "Er kam, sah und siegte", also auf "Veni, vidi, vici".
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2) Nuttin' But Funk
von Detroit Grand Pubahs
["Nix außer Funk"]
-> 2008: funky Techno. Schon wieder regiert der Funk. Aber...iiih, was wäre das für eine Welt, wenn es nur Funk gäbe?!
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3) Love, Peace And Vollgas
["Liebe, Frieden und Full Throttle"]
-> 2001: österreichischer Schlager. Muss man noch irgendwelche Worte über den selbsternannten "Anton aus Tirol" verlieren? Ich denke...nicht.
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4) All The Best Cowboys Have Chinese Eyes
von Pete Townshend
[Wörtlich: "All die besten Kuhjungen haben chinesische Augen"]
-> 1982: Rock + New Wave + Spoken Words. Laut Wikipedia (link!) verwies der Brite, Gitarrist und Chef der (Hard-/Art-)Rockband The Who mit dem gut gemeinten, aber echt bescheuert klingenden Albumtitel auf "chinesische Augen", die Menschen haben könnten, wenn sie einsam sind, sodass aus ihren Augen "Schlitzaugen" werden würden. So etwas wie "Boys DO cry". Oder, um freier zu sein, aber am Titel zu bleiben: "Selbst die stärksten Männer, selbst Cowboys, können sich einsam fühlen".
Auch steht dort, dass Townshend nachträglich gesagt haben soll, dass er sich selbst für diesen Albumtitel die Auszeichnung "Stupid Title of the Year" gegeben hätte, hätte es so einen Preis tatsächlich gegeben. Erfrischend selbstironisch, dieser Mann!
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5) How You Sell Soul to a Soulless People Who Sold Their Soul?
von Public Enemy
["Wie verkaufst du eine Seele an ein seelenloses Volk, das seinerseits dessen Seele verkauft hat?"]
-> 2007: wir hören mit einer der einflussreichsten US-HipHop-Bands auf, mit der ich auch diesen Post angefangen habe. Wir haben ja bereits erfahren, dass Public Enemy nicht nur auf politische Vermittlung über Musik stehen, sondern auch auf abgefahrene Wortspiele in Albumtiteln.
Dieser Titel soll vermutlich eine Metapher für das amerikanische Volk darstellen, das ihre Werte verraten hat und nun vor sich hindarbt. "You" steht vielleicht für Public Enemy selbst oder für idealistische Politiker (wir befinden uns zeitlich noch im von Bush Jr. regierten Amerika), die vor einer großen Herausforderung stehen, was das Senden von Botschaften angeht. Aber auch der Titel ist eine komplette Herausforderung, diese zahlreichen Gleichklange durch "soul" und sold" sind echt nervig und bemüht polemisch.
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