Dienstag, 30. September 2008

Neu im Plattenschrank: NIN "The Slip"



Endlich habe ich es mal geschafft, über das Album "The Slip" von Nine Inch Nails zu schreiben...


Künstler: Nine Inch Nails gibt es seit tatsächlich 20 Jahren und wurde von Trent Reznor in Cleveland, Ohio gegründet, der dies mehr als Musikprojekt denn als Band versteht. Deshalb gibt es auch keine Bandkostellationen oder feste Mitglieder, nur Studiotechniker jeweilige Live-Besetzungen. Reznor produziert, spielt die meisten Instrumente selbst und ist deshalb sein eigener "Jefe".
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Musik-Genre: Im Grunde ist es Industrial-Rock (Rock mit verzerrtem Gesang, Samples und Synthesizer-Soundeffekten), doch Trent Reznor will sich auf keinen Fall auf nur ein Genre festlegen. Die Musik von Nine Inch Nails soll laut ihm weitaus vielfältiger sein.
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Ruf: In den 90ern war Trent Reznor ein legendäres Enfant Terrible, das düstere, teils für den Mainstream-MTV-Gucker schockierende Videos vorzuweisen hatte. "Happiness In Slavery" zeigte in Schwarzweiß einen Mann, der auf einer Maschine gefesselt daliegt und gefoltert wird. Habe ich nie ganz gesehen. Vor "Closer" hatte ich als 10-Jähriger einen heiden Schiss. Umso mehr schätze ich heutzutage dieses Video, das viel weniger brutal, aber genauso unheimlich ist. Aber vor allem atmosphärisch und grafisch brilliant.

Seit der Jahrtausendwende scheint Reznor reifer und zahmer geworden zu sein und will audiovisuell weniger mit Schockelementen reizen (das geniale "Only", "Survivalism"). Durch Johnny Cash's Cover-Version von NIN's "Hurt" wurde er in der Musikwelt quasi geadelt.
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Alben: Früher ließ sich Reznor für die Veröffentlichung seiner Alben sehr lange Zeit, manchmal 2, oft 3-6 Jahre. Seit 2007 muss man aber nie mehr lange auf musikalischen Output warten. Nach "Year Zero" und dessen Remix-Ableger "Y34RZ3R0R3M1X3D" kam 2008 in Deutschland überraschend das 4-CD-Paket "Ghosts I-IV", wenig später im Jahr "The Slip".
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NIN und das WWW:

#1: Parallel zur Veröffentlichung von "Year Zero" (2007) wandte er virales Marketing an, das ja über die üblichen Werbungsmöglichkeiten weit hinausgeht. Mysteriöse Websites und Fake-Blogs von Fake-Bloggern, die Online-Games, Rätsel und Pfade innehatten. Bei seinen Konzerten liegengelassene USB-Sticks, in denen weitere versteckte Hinweise und Telefonnummern gespeichert waren. Online und offline getätigte Schnitzeljagden also! Und jeder konnte mitmachen.

#2: Die ersten 9 Tracks (glaub ich) der ersten CD von "Ghosts I-IV" wurden am 2.März kostenlos auf seiner Website zum Downloaden verfügbar gemacht. Daneben konnte man vollständigere und mehr oder weniger hochwertige Versionen des Instrumental-Albums in verschiedenen Preisklassen und Formaten (als legale MP3 oder physischer Tonträger) von der Internetseite aus kaufen. Ab dem 8.April war der Kauf der CD auch in üblichen deutschen Plattenläden möglich. Man könnte dies wohl als Stinkefinger gegen Major-Plattenfirmen verstehen, auch wenn Radiohead und Saul das zuvor .

#3: Noch großzügiger und gleichzeitig dreister war er bei "The Slip", dessen 10 Tracks + PDF-Datei ab dem 5.Mai komplett kostenlos heruntergeladen werden konnte (und nicht nur ein kleiner Teil des ganzen Werks), nachdem der/die Downloader/in das Musikdateienformat seiner Wahl gewählt und seine e-Mail-Adresse preisgegeben hatte. Das radikal-günstige Online-Angebot von "The Slip" macht ihn zu einen meiner persönlichen Helden 2008!
Dieses Album konnte man im Juli 2008 dann auch im Handel kaufen. Tat ich aber nicht, sondern sparte mir die Kohle und lud es mir herunter. Weil's ja legal ist! Diesmal bestand die Vermarktung und Werbung nicht aus interaktiven Websites und Aktionen, sondern allein aus der Gratis-Downloadbarkeit und der Musikpresse, die darüber berichtete.
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"The Slip": Die Mehrheit der zehn Tracks ist im Gegensatz zur "Ghosts"-Reihe zwar wieder industriell-rockiger und mit Gesang versehen, doch nach dem erstaunlich sanften "Lights In The Sky" (Track 7) wird die betäubende ruhige Phase in dem langminütigen "Corona Radiata" und dem etwas kürzeren und triphoppigeren "The Four of Us Are Dying" (Track 8 und 9) ausgebaut. Die beiden letztgenannten Tracks sind gänzlich instrumental.

Davor hält Trent Reznor nur noch im fast schon unspektakulären Intro "999.999" die Klappe, das kaum hörbar beginnt und langsam in das rumpelnde "1.000.000" (Track 1 und 2) übergeht. Dort singt und stöhnt er wieder.
Anschließend setzt "Letting You" (Track 3), pfundiger Hard-Rock, das von der sehr groovigen und sogar clubtauglichen Single "Discipline" (Track 4) gefolgt wird. Track 5 ist eher elektronisch-pluckernd und heißt "Echoplex", das nicht minder genial ist.
"Head Down" (Track 6) und "Demon Seed" (Track 10) sind klassischer Industrial Rock.

Leider sind nicht alle Songs so eingängig wie meine Favoriten Track 2, 4 und 5. Die ruhige Phase finde ich nicht unsympathisch, liebgewinnen kann ich nur noch "Lights In The Sky". Davor ist auch "Letting You" catchy, ansonsten sind mir die anderen Tracks leider relativ egal.

3,5 Punkte + einen halben Punkt für seine Großzügigkeit macht: 4 von 6 Punkte!

Hier kannst du das Album kostenlos downloaden.
http://theslip.nin.com/

Nine Inch Nails - Discipline

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