Donnerstag, 20. Mai 2010

Mister Mini-Salzstreuer


[schlechte Grafik (c) 2010 by SR / Sray ]

Mister Mini-Salzstreuer sitzt mit mir in einem Hauptseminar. Eine faszinierende Person. Ihn kenne ich zwar nicht persönlich, dafür aber habe ich mich mit ihm und mit seiner Stimme seit der ersten Sitzung des Seminars auseinandergesetzt.

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Dritte Sitzung, letzte Woche. Das Hauptseminar in Soziologie von Prof. Dr. Sackmann nennt sich "Bedeutung der Dinge". Das Thema dieser Sitzung war "Persönliche Objekte". Jeder Kursteilnehmer sollte, sofern es möglich war, einen Gegenstand mitbringen, welcher eine persönliche Wichtigkeit besitzt. Bei "Herrn Leo" zum Beispiel war es seine Brille, ohne die er nichts sieht und niemand ist. Bei "SchmAdrian" war es der Kaffee-Vollautomat, den er aus logistischen Gründen daheimlassen musste. Bei mir war es meine Digitalkamera, die ich fast immer mit mir herumschleppe, auch wenn ich in der Uni bin.
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In Gruppenarbeit (2er oder 3er-Gruppen) sollten die persönlichen Informationen zu den persönlichen Objekten im Zwie-/Tri(?)gespräch ausgetauscht werden. Anschließend wurden von der charmanten Professorin ein paar Grüppchen herausgepickt. Und in jeder Gruppe sollte eine/r immer das persönliche Objekt des Gesprächspartners / der -partnerin vorstellen. Und dann war der/die andere dran.

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Manche Leute stellten ihr persönliches Objekt auch vor versammelter Mannschaft vor. Zur Sprache gekommen waren z.B. ein etwas zerschlissener Rucksack, der gerade wegen seines Alters für einen Kommilitonen so bedeutend war. Oder das Foto eines Hasen, welcher bereits 13 Jahre alt ist. Bemerkenswert auch die Topf-Palme einer Kommilitonin, welche sie einst "Palmi" getauft hatte. Ein Beitrag eines Studenten hat mich nachhaltig beeindruckt, und die Geschichte von...äh...Simon, hieß er, glaub ich, ging ungefähr so:
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Vor ein paar Jahren war Simon bei einer Besichtigung eines Salzbergwerks in Berchtesgaden (link!) mit dabei. Hier wurden Salzablagerungen entdeckt, die die Firma Bad Reichenhaller (link!) erfolgreich vermarkten und verkaufen konnte. Er fand die Bergwerk-Tour, an die auch ein Dinner danach anschließ, eher langweilig. Als Giveaway erhielt er jedoch von der deutschen Salz-Firma schlechthin einen Mini-Salzstreuer (link!), der z.B. perfekt in eine Lunchbox passt, weil er nur wenige Zentimeter hoch ist und noch wenigere breit. Jener ist aber so ohne Weiteres jedoch nicht zu kaufen.
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Ihm war der Streuer anfangs nicht sehr wichtig, daheim stellte er sie irgendwo auf ein Regal hin, er vergaß dessen Existenz komplett. Nach ein paar Jahren fiel ihm der XS-Salzstreuer (link!) wieder auf, da diese Erinnerungen von der Bergwerksreise mitschwangen. Er benutzte den Bad-Reichenhaller-Salzstreuer für 10g Salz wieder öfter, er wurde ihm mit der Zeit plötzlich wichtig, plötzlich persönlich bedeutend.

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Eine ungewöhnliche, jedoch irgendwie putzige Geschichte, die von seiner Gesprächspartnerin dargeboten wurde. Simon stellte dann die Tasse seiner Gruppenarbeitskollegin vor. Leider weiß ich nicht mehr, was die Geschichte dahinter war. Grund dafür wird wohl gewesen sein, dass Simons Stimme so schön, so sexy, so einlullend war, dass ich seinen Worten keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt hatte. Nur dem Klang der Stimme.
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Und wie war sein Stimmklang genau? Tief, sehr sonor (volltönend), nicht heiser, eher kehlig, aber nicht unangenehm kehlig, da die Laute bei ihm nicht von ganz weit hinten im Mundraum kamen. SchmAdrian attestierte Simon einen "doppelten Stimmbruch", für ihn war Simons Stimme ein wenig zu monoton, um ein bisschen zu gefallen (er ist wohlgemerkt hetero). Sie hätte aber für mich Telefonsex-Stimmen-Charakter gehabt, wenn Telefonsex etwas Nobles oder Sublimes wäre, und nicht so eine dirty Sache. Eine Stimme, die man nicht so oft hört, die aber schon besonders ist, auch wenn sie zu polarisieren vermag.
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Hinzu kam der Teddybären-Blick von Simon. Helle blaue Augen, aber noch nicht kühl, noch nicht zu stahlblau. Gerötete Bäckchen, 3-Tagebart, dunkelbraune, dezent gelockte, fast mittellange Haare, wahrscheinlich mindestens 1,80m groß. Älteres Semester, mindestens 5. Fachsemester. Wow, wie knuffig! Dass ich ihn niedlich finde, werden jedoch sicherlich nicht viele Leute nachvollziehen können. Kennen tue ich ihn nicht, klammert man mal die Salzstreuer-Story aus, doch kann ich schon mal sicher feststellen: Mister Mini-Salzstreuer ist höchstwahrscheinlich eine "Hete", leider.
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