Mittwoch, 17. Februar 2010

Höllentage im Glück



Die letzten Tage (12. - 16. Februar 2010) meines langen Wochenendes waren ein Graus.

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Zunächst erstmal muss die Überschrift dieses Blogeintrags erklärt werden. Aaaalso:
Der Titel bezieht sich auf Mark Oliver Everetts tragikomischer Autobiografie "Glückstage in der Hölle" (link!). Everett ist eigentlich der Kopf der Band Eels und verarbeitet in seinem viel gelobten Buch, das weitaus harmloser auf Englisch "What the Grandchildren Should Know" heißt, sein bisheriges Leben, besonders die vielen tragischen Todesfälle in seiner Familie, die ihn auf dem Höhepunkt seiner ruhmreichen Karriere heimgesucht haben und ganz unmittelbar aufeinander folgten.
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Ich habe zwar in den letzten Tagen keinen Tod eines Familienmitglieds erfahren, doch konnte ich keine adäquatere Überschrift für mein missratenes Wochenende finden als die Umdeutung des Titels von Mark Oliver Everett. Man könnte mir jetzt natürlich Wichtigtuerei und Heulsusigkeit vorwerfen, aber das ist mir jetzt einfach mal egal. I don't give a fuck about all the opinions you have. Die Kommentare würde ich nicht lesen.

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Ich hatte mich schon zuvor vor diesem Wochenende gefürchtet, weil ja nicht nur der Valentinstag am allseits bekannten 14.02. stattfand, sondern unmittelbar darauf der Rosenmontag und der Fasnachts-Dienstag (15. und 16.02.) in diesem Jahr ihr Unheil suchen wollten. Während der V-Tag zum 22. Male wieder einmal Kummer hervorrufend vor Augen führte, wie erfolglos mein Liebesleben bisher gelaufen ist (Beziehungen: null), nervte mich das Brimborium des Faschings dank R-Tag und F-Nacht einfach nur.
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Diese Tage sind mit den "Höllentagen" gemeint, wohingegen "Glück" ausdrückt, dass der Zweck dieser Kommerztage ja eigentlich ist, in Zweisamkeit oder Mehrsamkeit ein Gefühl von Gemeinschaft und Optimismus zu zelebrieren. Das alles ist ja gut gemeint, aber was aus dem Tag der Liebenden und der Zeit der Jecken mittlerweile, also im Jahre 2010 geworden ist, stößt einem doch unangenehm auf, oder etwa nicht?

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Seit der fünften Klasse bin ich alles andere als ein Fan von Karneval / Fasching / Fasnacht / Fasnet. Das gezwungene Spaßhaben, die Kommerzialisierung von Verkleidung und Buntheit, welche sich eine ganze "fünfte Jahreszeit" lang erstreckt, also das Ausgeben von massig viel Geld, um im Kollektiv zu grölen, zu saufen, zu fressen, zu schunkeln und in die Ecke zu pissen, stinkt.
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Gegen diese kollektive Heuchlerei kommt nicht einmal der Valentinstag an, der weniger "in your face" ist, den ich selbst aber noch nie mit jemandem, mit einem Partner, ausleben konnte. Die 24 Stunden Rosa-Brillen-Feeling kenne ich nicht. Dumm, irgendwie. Aber so musste ich auch nie extra Geld ausgeben, um jemandem etwas zu schenken.

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Ich fuhr am Freitag heim und blieb bis heute Morgen (also bis Mittwoch) bei meinen Eltern. Ich blieb durchschnittlich länger dort als bei meinen Visiten zuvor. Einerseits musste ich für meine Mutter Bewerbungskram erledigen, ihr quasi beim Bewerben für einen neuen Job helfen, andererseits brauchte ich...ganz einfach Geld.
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Es gab nur wenige Höhepunkte, die es zwischen dem Freitag und dem Dienstag gab. Zum Einen wäre die am Freitag stattgefundene Premiere der neu restaurierten Fassung des visionären Stummfilmklassikers "Metropolis" aus dem Jahre 1927. Was an der arte-Liveschaltung (link!) zur Berlinale so besonders war, wo eben Metropolis 2.0. aufgeführt wurde, steht hier (link!). Supi war's!
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Dann wurde die erste Staffel von "Nip / Tuck" (link!) auf DVD zu Ende geschaut. Ich liebe diese US-Serie, sie ist so clever, so unterhaltsam, und vergisst auch nicht die Abgründe und tragischen Momente. Die zweite Staffel von "Nip / Tuck" muss bald her!

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Ansonsten war ich von der Online-Peripherie ziemlich abgeschnitten und konnte nur per Handy einen teuren Hauch WWW erleben. Auch nervten meine Eltern in gewisser Weise, noch mehr nervte aber die Einsamkeit in Kreuzwertheim. Dieses verschissene Großkaff hatte nichts zu bieten, außer eben den Rosenmontagsumzug zuletzt. Niemand, mit dem ich noch groß zu tun habe, wohnt dort noch. Auch auf dem anderen Ufer, in Wertheim nämlich, hätte ich lange suchen müssen.
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Die wenigen SMS-Dialoge waren auch nicht zufriedenstellend, weil ich den jeweiligen Dialogpartner mit meiner Jammertal-Stimmung früher oder später auf die Nerven gegangen war. Jemanden aus der Ferne daten wollte ich auch nicht, ich war einfach zu schlecht gelaunt. Und mit dem Auto meines Vaters herumzucruisen empfand ich wegen der winterlichen Witterungsverhältnisse als zu gefährlich.

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So war ich dann ziemlich faul und verkroch mich in meinem Zimmer. Ich schaute TV, obwohl das Fernsehen sich an jenen Feiertagen von seiner noch unerträglicheren Seite zeigte. Ich hörte die wenigen MP3s auf meinem Handy, aber die Alben von Corinne Bailey Rae und Yeasayer konnten meine Negativstimmung nicht dauerhaft begleiten oder sanft positivieren. Ansonsten schlief ich viel. Wann immer es ging.
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Ansonsten war ich kaum draußen, machte keine Spaziergänge, war nur dann in der frischen Luft, um mit meinen beiden Elternteilen getrennt einzukaufen (siehe Foto). Ganz toll. Die restliche Zeit las ich mich durch alte Musikzeitschriften oder aß etwas. Etwas? Hmm, naja. Ich hatte während der ungenutzten Tage leider wieder zu viel Ungesundes gegessen.

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Wie gut, dass heute alles Faschingmäßige endlich vorbei ist. Aschermittwoch, die Politiker haben ihren Senf dazugegeben. manch andere Leute haben auf diesen tagsüber gar verzichtet, wegen des Fastens natürlich. Viele, nur ich nicht, aßen Fisch oder kurierten ihren Kater (Schadenfreude!). Und nun bin ich endlich wieder in Würzburg. Hoffentlich vergehen in den nächsten Tagen Miss Melancholie und Misses Unzufriedenheit. Vielleicht werden sie dann einfach wieder für kurze Zeit von Alkohol fortgespült.
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