Der Mercury Prize ist eine Musikauszeichnung, die jedes Jahr an ein Album einer Band vergeben wird, das eine Jury für preisverdächtig hält. Seit 1992 geht das so und es werden nur Alben nominiert, dessen Bands aus dem Vereinigten Königreich oder aus Irland stammen. Die Bekanntgabe des Gewinners und somit die offizielle Vergabe des Preises wird am 8. September 2009 stattfinden.
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Prominenteste Preisträger wären Franz Ferdinand mit Franz Ferdinand (2004 veröffentlicht und ausgezeichnet) oder Portishead mit Dummy (1994 veröffentlicht, 1995 ausgezeichnet). Oder jeweils ein Album von Arctic Monkeys Suede, Primal Scream, Ms. Dynamite, Dizzee Rascal und Antony & The Johnsons.
Es gibt auch die großen englischen Bands, die waren mindestens einmal für den Preis nominiert, haben allerdings nie einen Preis erhalten, obwohl sie es verdient hätten. Oasis, Blur, Radiohead, Massive Attack, Manic Street Preachers, um mal fünf zu nennen.
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Schade, dass es so etwas Ähnliches mit demselben Niveau in Deutschland nicht gibt. Gäbe es so etwas, wären bestimmt nur Scheißbands wie Silbermond oder Rosenstolz Nominierte, statt Kettcar oder Get Well Soon. Deutschland - zum großen Teil eine Musikgeschmackswüste. Oder vielleicht doch nicht? Die ersten sechs der zwölf Nominierten für 2009:
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a) Bat For Lashes mit dem zweiten Album Two Suns (2009). Sobald die Musik der Halb-Pakistani Natasha Khan irgendwo in einem der vielen Last.FM-Radiostreams läuft, zappe ich weg. Ich kann mit ihrem psuedo-sphärischen Alternative Pop nichts anfangen. Manche meiner Freunde allerdings schon. Was mir aber gefällt, ist das schöne Cover von Two Suns und ein wenig auch "What's A Girl To Do" - sowohl Song als auch Video. Bei allem anderen von Bat For Lashes muss ich unweigerlich die Nase rümpfen. Bei "Daniel" zum Beispiel.
Daniel - Bat For Lashes
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b) Florence + The Machine mit Lungs (2009). Florence Welch und ihre Maschinerie konnten in Deutschland mit "Kiss With A Fist" bereits auf sich aufmerksam machen: die Single beschallten im Hintergrund einen Vodafone-Werbespot. F + T M machen gute Musikvideos, was auch der medialen Präsenz der rothaarigen Sängerin geschuldet ist. Abwechslungreicher Pop ist das.
Florence And The Machine - Dog Days
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c) Friendly Fires mit ihrem ersten Album Friendly Fires (2008). Synth-Pop und Alternative Dance. Das ist eine tolle unterschätze Band mit zwei heißen Typen, die selbst in Indie-Kreisen nur so halb bekannt ist, obwohl sie das Potenzial einer Band wie Hot Chip oder Bloc Party hat. Die Single "Jump In The Pool" kannte ich dank einer frei und kostenlos downloadbaren MP3 und eines Musikvideos schon länger. Die anderen Singles "Paris", "Strobe" und "Photobooth" sind nur noch ansatzweise in meinem Gedächtnis verwachsen. "Skeleton Boy" aber kannte ich bisher nicht. Heute gesehen...und meine Augen glänzten bei dem Anblick des fantastischen und kreativen Musikvideos. Sehr realistisch, dass sie den Preis mit nach Hause nehmen werden. Ich würde auf Friendly Fires wetten!
Friendly Fires - Skeleton Boy
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d) Glasvegas mit ihrem ersten Album Glasvegas. Ach, die! Die Schotten Glasvegas haben einen schrecklichen Bandnamen und ein Image, das mir unsympathisch ist. Die Single "Geraldine" ist zwar okay, die andere Single "Daddy's Gone" aufgeblasen und unausstehlich. Sänger James Allan hat eine echt beschissene Frisur und was noch mehr nervt: der Hype um die Vierertruppe dank des New Musical Express / NME (link!), das seit 2008 einfach nicht aufhört, sie über den Klee zu loben. Als hätten die vier Alternative-Rocker mit Faible für dröhnende Synthie-Klänge soeben das Rhönrad erfunden. Pff! Nicht unwahrscheinlich, dass Glasvegas mit ihrem gleichnamigen Album (Veröffentlichung 2008 im UK, Anfang 2009 in Deutschland) den Mercury Prize gewinnen werden. Sogar sehr wahrscheinlich...leider.
Glasvegas - Geraldine
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e) Kasabian mit ihrem dritten Album West Ryder Pauper Lunatic Asylum (2009). Im Gegensatz zu vielen anderen Nominees hier sind die Post-Britpopper Kasabian schon lange mit dabei und waren bereits mit ihrem Debütalbum Kasabian (2004) innerhalb der Rock-Gemeinde recht bekannt. "Underdog", "Fire" und Vlad The Impaler" sind alles alternative elektrisierende Hits, Hits, Hits! Doch ich denke nicht, dass es für den Gewinn des Mercury Prize reicht. Dieses dritte Album wurde zwar von vielen Kritikern als ihr bestes bezeichnet, doch übertraf dieses nur leicht die vorangegangenen zwei Alben, die eher lauwarm aufgenommen wurden. Gute statt überragende Kritiken waren es, aber ist "gut" statt "sehr gut" ausreichend?
Kasabian: Vlad the Impaler
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f) La Roux mit dem Debütalbum La Roux (2009). Nun, das Duo La Roux ist wohl der in Deutschland berühmteste Nominee des Mercury Prize in diesem Jahr. "Bulletproof", seit Wochen in meinen Charts, stieg in der letzten Woche neu auf Platz 24 der Deutschen Singlecharts ein, was für Elektropop-Newcomer ein vorerst erstaunlich gutes Ergebnis ist. Noch besser haben Sängerin Eleanor "Elly" Jackson und Knöpfchendreher Ben Langmaid in ihrem Heimatland mit ebendieser Single abgeschnitten: Platz 1! Ich selber glaube nicht, dass La Roux den Preis in diesem Jahr einsacken werden. Die Jury des Preises pusht durch die Vergabe oft weniger von Erfolg verwöhnte Bands. Das kann man von La Roux, wie gesagt, nicht gerade sagen. Weil ich hier jedoch bereits einmal "Bulletproof" als Tagversüßer des Tages (link!) eingebettet habe, kommt hier eine andere Single, "Quicksand" nämlich.
La Roux - Quicksand
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OFFIZIELLE WEBSITE
Mercury Prize
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