Montag, 26. Januar 2009

KiNotizen: The Wrestler


[Ich weiß, ich bin kein großer PAINT-Grafiker...*gg*]

Letztes Wochenende fand das 35. Internationale Filmwochenende Würzburg (link!) anno 2009 statt. Immerhin einen ganzen Film geschafft anzusehen! Einen mehr als im Jahre 2008, in dem ich es nicht hinbekam, das Film-Festival zu besuchen. Obwohl ich es mir doch fest vorgenommen hatte. Aber Anfang letzten Jahres war ich noch nicht Studi mit Hauptwohnsitz Würzburg (jenes war zu dem Zeitpunkt noch das Großkaff namens Kreuzwertheim). Dieses Jahr: bessere Bedingungen, bessere Bilanz.

Der Film meiner Wahl war "The Wrestler". Warum der und nicht die vielen anderen Filme? Der Grund war, dass ich mangels Zeit nicht dazu kam, mich über die ganzen Filme zu informieren. Schließlich lese ich und kaufe mir seit Monaten nicht mehr das Filmmagazin "Cinema" und bin dementsprechend nicht mehr so auf dem neuesten Movie-Stand. Und "The Wrestler" kannte ich schon ein wenig durch andere Medien. Dass er vom Regisseur Darren Aronofsky stammt, dass Mickey Rourke Hauptdarsteller ist. Dass jener den Golden Globe kürzlich gewann und für den Academy Award als "Best Actor in a Leading Role". Dass der Streifen autobiografische Züge enthält: lauter Ähnlichkeiten mit dem Leben Rourkes, der Mitte der Neunziger Jahre von der Leinwand zum Boxring als Arbeitsplatz wechselte.

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Etwas voreingenommen war ich dementsprechend vor dem Angucken. Zum einen wegen Darren Aronofsky (link!). Ich hatte nie die Gelegenheit gehabt, mir Aronofsky-Filme anzuschauen. Reckoner/Oli T. hingegen ist großer Fan des Regisseurs. Nicht "Pi", nicht "Requiem For A Dream", nicht "The Fountain" konnte ich bisher sehen. Und auch nicht den angeblichen Surrealismus in der düsteren Optik, die verschwurbelten Schnitte, die schwindelerregenden Kamera-Fahrten und filmischen Stilmittel miterleben.

Und zum anderen wegen Mickey Rourke. Den kannte ich bisher nur von einem Film, den ich auch wirklich gesehen hatte. Nicht "Angel Heart", nicht einmal "9 1/2 Wochen", sondern...hüstel..."Wilde Orchidee"! Ein sehr, nun ja, schlechter und zurecht geächteter Film. Aber immerhin sah Mickey in dem Film echt yummy aus, hehehe!

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Zurück zu "The Wrestler": Erwartungen lösten sich in nichts auf. Grobkörnige Lo-Fi-Optik, an nicht vielen Stellen wirklich düster. Vieles wirkte konventioneller als meine Erinnerungen an den Trailer zu "Requiem For A Dream", auch was Schnitte und Stilmittel anging. Das hatte etwas von stark Dokumentarisches. Einzig die Kamera forderte den Zuschauer, da man besonders die Kämpfe zwischen Randy "The Ram" Robinson (Mickey Rourke) und seine Gegner fast hautnah beobachten konnte, ein ganz anderes Gefühl, als wenn man sich "WWE Smackdown" (link!) im TV anschaut. Von wegen Fake-Show! Klingt abgeluscht, aber: da tat bereits das Zusehen weh...

Die Protagonisten des Wrestling werden aber abseits der Show als liebenswürdige, sich sehr gemeinschaftlich verhaltende Menschen untereinander inszeniert, gar nicht aggro, oft mit einem Hang zur Schrulligkeit versehen. Vor allem Robin Ramzinski, wie "The Ram" bürgerlich heißt, wird von Rourke oft demütig dargestellt, dessen fette ruhmreiche Jahre längst vorbei sind. Er muss sich trotz seiner Reputation mit miesen Jobs über Wasser halten. Verletzlich kommt er gar herüber, wenn er sich der Tatsache stellen muss, dass er nach einem Herzinfarkt und einer Bypass-Operation eventuell nie mehr Steroide schlucken und Wrestling ausüben kann.

Nicht einfacher wird es für Randy/Robin, wenn er versucht, die Stripperin Cassidy (bürgerlich: Pam, gespielt von Marisa Tomei) näher und am helligten Tage kennenzulernen. Sie versucht, Randy zu helfen, kommt aber mit allem anderen Zwischenmenschlichen zwischen ihm und ihr nicht klar. Und Randys jugendliche Tochter Stephanie (Evan Rachel Wood), an die Randy wieder Kontakt knüpfen will, nachdem er sie in Sachen Erziehung und Vatersein jahrelang vernachlässigt hat, sträubt sich erst gegen seinen Sinneswandel.

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Einfach genial, so ein mitfühlendes, aber nie kitschig-sentimentales Drama zu erschaffen, der dabei ganz viele Klischees des Wrestlings umschifft und einem ein wahnsinnig authentisches Gefühl gibt. Auch wenn es nur ein Film ist. Nicht zuletzt dank der brillianten Performance Mickey Rourkes! Ich mein, wer kann schon als Nicht-Wrestler einen gebeutelten Wrestler spielen, ohne ihn wie einen Macho-Arschloch zu spielen? Nicht einfacher ist es sicherlich, eine sorgende sexy Stripperin zu spielen, die versucht, das Nachtleben von dem Alltag als alleinerziehende Mutter, die Marisa Tomei klasse darstellt, strikt zu trennen. Und Evan Rachel Wood als verbitterte fast erwachsene Tochter, die übrigens in ihrer WG ein Vampire-Weekend-Poster hängen hat, ist ebenso talentiert. Leider wurde Wood im Gegensatz zu den zwei zuvor Erwähnten Darstellern nicht für den Oscar nominiert.

5 von 6 Punkten!

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