Donnerstag, 18. September 2008

Würzburgs Bronx & Würzburgs Staten Island



Bronx und Staten Island sind zwei der fünf "Boroughs" (Stadtbezirke) in New York City. Die Boroughs werden wiederum nochmal in Distrikte und diese wiederum in "Neighborhoods" unterteilt, spielt in diesem Post aber keine Rolle.

Während "die" Bronx sich im Norden von NYC befindet, ist Staten Island südwestlich gelagert. Bronx ist seit den 1960er Jahren berühmt-berüchtigt für die höchste Kriminalitätsrate und für Drogenmissbrauch. Ob das seit der letzten Legislaturperiode von Rudolph Giuliani, dem Ex-Bürgermeister von New York City, der in der Großstadt mal so richtig "durchgefegt" hat, immer noch so "krass" zugeht, weiß ich nicht. Fest steht aber, dass Menschen unterschiedlichsten Migrationshintergrundes (u.a. Hispanos, Afroamerikaner) die Bronx ihr Zuhause nennen, sodass die kulturelle Vielfalt hier stärker ausgeprägt ist als sonst wo in New York.

Staten Island hingegen hat ein ungleich angenehmeres Image, das ein paar jahrhundertalte sehenswerte Wohnhäuser zu bieten hat. Die Insel hat den Charme einer Vorstadt, in der die Lebensqualität dank locker gebauten Wohnflächen und vielen Grünflächen noch gesteigert wird. Vielleicht ein Grund, warum Staten Island der bevölkerungsärmste Bezirk New York Citys ist.

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Nein, ich wollte natürlich keinen Text für einen New-York-Reiseführer verfassen, obwohl ich persönlich die große vielfältige Stadt wahnsinnig faszinierend finde! Leider war ich noch nie in den USA. Nun, ich wollte eigentlich nur erläutern, warum ich meinen Blogeintrag heute "Würzburg's Bronx & Würzburg's Staten Island" genannt habe:

Würzburg hat 13 Stadtbezirke. Zwei davon könnte man als die "Bronx von WÜ" und die "Staten Island von WÜ" bezeichnen, da Bronx und Heuchelhof und Staten Island und Rottenbauer sich in vielerlei Hinsicht ähneln.

Und gestern haben Leo und ich die uns bisher unbekannten Stellen unseres Hauptwohnsitzes WÜ per Straßenbahn besichtigt, da die Bezirke Würzburg-Heuchelhof und Würzburg-Rottenbauer beide so weit südlich liegen und wir bisher keinen Grund hatten, dort hinzufahren. Aber diesmal hat uns die Neugier überwältigt und stiegen ab der Haltestelle "Sanderring" in die StraBa-Linie 5 ein, die längste von fünf Linien in Würzburg. Voller Menschen war die Linie 5, denn 17:00Uhr gilt ja schon als Rush Hour.

Erst ging es durch einen anderen Bezirk Würzburgs: "Heidingsfeld". Da Stadtbezirke meistens ehemalige autonome Städtchen, Gemeinden oder Dörfer sind, kam mir Heidingsfeld auch wie eine eigene Kleinstadt vor: mit teils netten, teils hässlichen Stellen (ich sag nur: Kreiswehrersatzamt!!!).

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Dann wurde es spannend: ist der Heuchelhof, der aus den Wörtern "Hof" und dem veralteten Begriff für Hügel, nämlich "Heuchel" zusammengesetzt wurde, tatsächlich der soziale Brennpunkt, das Klischeegetto Würzburgs? Zumindest ging es sinngemäß steil den Hügel hoch. Und dann: Hochhäuser. Reihenhäuser. Hohe Reihenhäuser. Ein leicht verranzt aussehender Getränkemarkt, kaum Sehenswürdigkeiten oder antik aussehende Gebäude, aber auch keine zum Abriss bereitstehende Hauskomplexe. Dann ein LIDL-Markt. Und wenige Grünflächen. Leider habe ich keine Fotos hiervon machen können...

Heuchelhof ist ja auch ein künstlicher von Stadtarchitekten gebauter Stadtteil:

"Der Architekt Gerhard Dittrich konzipierte den ersten Bauabschnitt 'H1' (Straßburger Ring). Dieser Entwurf sah einen verdichtet gebauten Innenbereich mit Hochhäusern vor, der durch Arkadengänge und enge Nachbarschaftsbebauung ein „südländisches Flair“ erhalten sollte. Diese 'verdichtete' Bauweise sollte als räumliche Voraussetzung für eine enge Kommunikation der Bewohner dienen."

Teilweise haben wir uns schon bestätigt gefühlt vom Hörensagen mancher Leute (Drogenmissbrauch, Schlägertypen, Prostitution) über den Heuchelhof. Stereotypen en masse! Aber ein Elendsviertel à la "Bronx" war Heuchelhof auf dem ersten Blick nicht. Da müsste man den Bezirk eher live per Spaziergang miterleben, aber genug Mumm (und vielleicht auch Zeit) hatten wir gestern noch nicht gehabt. *gg*

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Dann bog die StraBa nach links ab und...erreichte Rottenbauer! Und hier fiel sofort auf: viel mehr einzeln stehende Ein-und Zweifamilienhäuser, mehr Grün, TEGUT statt LIDL, mehr dörflicher Charakter, aber mit städtischer Infrastruktur: mehr Prestige!


Hier befindet sich auch die Endhaltestelle der Linie 5. Also stiegen wir aus und erkundeten für 20 Minuten Rottenbauer.



Leo stellte fest, dass hier hauptsächlich die Mittelschicht wohnt. Stimmt!


Und würzburgisch war hier wenig.


Rottenbauer hatte was Putziges und sehr Eigenes, was mich an "Gemeindedinger", dem noch recht neuen Teil von Kreuzwertheim (20 Jahre lang in Kreuzwertheim, aber im Ortskern bei meinen Eltern aufgewachsen) erinnerte. Rottenbauer war tatsächlich Staten Island in klein!

Ich würde jedoch nie nach Heuchelhof oder Rottenbauer ziehen. Beide Stadtbezirke sind einfach viel zu weit weg. Um in die Altstadt Würzburgs zu kommen, braucht man je nach Ort 20-30 Minuten. Mindestens!!!


LINKS/QUELLEN:
http://de.wikipedia.org/wiki/Administrative_Gliederung_von_New_York_City
http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrzburg
http://de.wikipedia.org/wiki/Heuchelhof
http://de.wikipedia.org/wiki/Rottenbauer

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

meeensch ... z wie zellerau. that`s the place to be !