Samstag, 4. September 2010

23 Haikus: Prolog und I



PROLOG

Gestern, am 3. September 2010, wurde ich 23 Jahre alt. Am späten Abend zuvor war ich etwas nachdenklich gewesen, als ich die kleine Party bei uns in der WG zu meinem Geburtstag geplant hatte. Ich zweifelte daran, dass viele der eingeladenen Leute tagsdrauf auftauchen würden, vielleicht weil sie entweder anderweitig verplant waren oder weil sie dann doch tatsächlich keine Lust hatten, mich am Freitagabend zu besuchen oder zu sehen. Ich wusste von vielen nicht die wahren Hintergründe, jedoch fühlte ich mich bestätigt: es waren tatsächlich nur fünf weitere Leute zu meiner Mini-Feier gekommen, Chrissie als meine Noch-Mitbewohnerin exklusive. Viel zu wenig.
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Auch überlegte ich mir sodann: wie bin ich eigentlich zu der Person geworden, die ich jetzt bin oder darstelle? In insgesamt dreiundzwanzig meist melancholischen Haikus, die ich kurz vor dem Tageswechsel um 00.00 Uhr spontan verfasste, ging ich in mir und durchstöberte mein Erinnerungs- und Gefühlsarchiv.
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Haikus sind dreizeilige Gedichte, die ihren Ursprung in Japan haben, jedoch längst in andere Sprachwelten als die des Japanischen exportiert und im Wesen modifiziert und den Sprachen entsprechend angepasst wurden. Es gibt unzählige Regeln für ein Haikus, aber was alle Haikus gemein haben, ist, dass sie aus insgesamt 17 Silben bestehen, Abweichungen nicht ausgeschlossen. Die erste Zeile kommt in der Regel mit fünf, die zweite mit sieben, die dritte wieder mit fünf Silben aus. Schwierig war es, sie zu verfassen, denn Wörter sind im Deutschen oft mehrsilbig, im Englischen hingegen gibt es weitaus mehr "monosyllables". Die richtigen Worte zu finden war nicht einfach. Durch die strenge Form wird, denke ich, meist ein klassisches Reimschema ersetzt, was aber der Poesie keinen Abbruch leistet...manche Haikus könnten aber auch (zunächst) banal erscheinen...

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I

Unterm Küchenlicht
Versinkt mein Verstand zutiefst
In alte Sphären.

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[ (c) 2010 by SR / Sray ]
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