Montag, 9. November 2009

Another (Jubilee of the) Brick of the Wall


[ (c) 2009 by SR / Sray ]

Heute, am 09.11.09, jährt sich der legendäre Mauerfall zum 20.Mal.

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Am heutigen Tag wird sicherlich keines der Massenmedien es versäumen, mindestens eine Meldung / ein Dossier / ein Special über den Fall der Mauer in die weite Welt hinauszuschicken. Zumindest innerhalb der seit 1990 offiziell bestehenden bundesdeutschen Grenzlinien.
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Ich denke aber, ich sollte auch einen Beitrag, zumindest einen (kleinen) textlichen, dazu leisten.
Schließlich wurde ich zwei Jahre (im Jahre 1987) vor dem Fall des sogenannten "Antifaschistischen Schutzwalls" (so das als Propaganda benutzte Synonym für die "Mauer") geboren...

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Man könnte ewig weit in der deutschen Geschichte zurückgehen: Bis zum Norddeutschen Bund (1867-1871) oder bis zum Deutschen Reich, das erst vom Reichskanzler Otto von Bismarck und dann vom Kaiser Wilhelm II. geprägt wurde, als zum ersten Mal der Nationalstaat per se existierte (1871-1918). Oder bis zur Weimarer Republik (1919-1933), der zum ersten Mal etwas mit einer Demokratie ohne Monarchie zu tun hatte. Oder bis zum grausamen NS-Regime (1933-1945). Oder zumindest bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs (1939-1945).
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Ich fange aber mal danach an: Denn nach der Kapitulation des Dritten Reiches wurde die Vierteilung des Nachkriegsdeutschlands durch die Alliierten 1945 vollzogen. Während die Franzosen, Briten und Amerikaner die westlichen Zonen des Nachkriegsdeutschlands und Sektoren Berlins vereinnahmten - wodurch in gewisser Weise die Grundlage für die Gründung der Bundesrepublik Deutschland geschaffen wurde - besetzte die Sowjetunion die östliche Zone und den Berliner Ostsektor.
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Die auf dem Territorium der Sowjetische Besatzungszone (SBZ) errichtete DDR gab es ja dann 40 Jahre lang, sie wurde im selben Jahr wie die BRD gegründet und entwickelte sich - unabhängig von der, nun ja, anderen Republik - zum "sozialistischen Staat der Arbeiter und Bauern". Hört sich so an sich ja nicht schlecht an. Aber damit war auch eine Einparteiendiktatur verbunden, die die Grundrechte der DDR-Bürger aufs Äußerste beschnitt und mit der einzigen wirklichen wählbaren kommunistischen SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) keine Wahlfreiheit garantierte. Nicht zuletzt das "Ministerium für Staatsicherheit", auch Stasi genannt, erschwerte das Leben der Ostbürger sehr.
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In den 80ern wurde dann die Reisefreiheit zum zentralen Thema. Immer mehr Menschen, die innerhalb der seit 1961 errichteten Mauergrenzen eingeschlossen waren, suchten die Flucht aus der repressiven DDR. Die SED-Führung spürte besonders bei der Öffnung der Grenzen der damaligen Tschechoslowakei und jener Ungarns einen immensen Druck. Die Änderung eines Reisegesetzes sollte der DDR Abhilfe schaffen, doch geriet diese am 9. November zu einem folgenschweren Missverständnis.

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Involviert waren an dem unbeabsichtigten Fall der Mauer das Politbüro des SED-Zentralkommittees, das den Beschluss der Änderung unzureichend ausformulierte, Parteichef Egon Krenz, der dem Vorleser und Politbüro-Mitglied Günter Schabowski die Gesetzesänderungen überreichte und ungenügend über Änderungen informierte. Die Änderung hätte erst am 10.November um 4 Uhr vollzogen sein.
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Schabowski selbst, der während der Pressekonferenz am 9.11. sprechen sollte und wegen der vorzulesenden geänderten Papiere überfordert war, stand im Zentrum der Reaktionskette, die er am Nachhaltigsten anstoß.
Schabowski: "Und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen."
"Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen (Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse) beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. [...] Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD erfolgen.[...]"
Journalist: "Wann tritt das in Kraft?"
Schabowski zögerlich: "Das tritt nach meiner Kenntnis […] ist das sofort, unverzüglich."
(Er hatte von der Sperrfrist bis 4 Uhr morgens nichts gewusst.)
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Dann die westdeutsche Presse, die zu voreilig das Unfassbare und von Schabowski Gesagte weiterverbreitete und Massen von Ostberlinern mobilisierte. Dies stürmten, nachdem sie über Radio oder Fernsehen mitbekommen hatten, die Mauer sei "offen", den Grenzübergang an der Bornholmer Straße zu Zehntausenden.
Die Grenzer schließlich waren involviert, die von nichts wussten und mit der schieren Anzahl von Menschen überfordert waren.
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Das Ende vom Lied: Die Grenzleute unterließen die Passkontrollen und ließen sehr sehr viele Menschen durch, die die Grenze zu Westberlin überqueren durften, ohne dass ihnen etwas geschieh. Dass seitens der Grenzsoldaten auf Waffengewalt verzichtet wurde, ist das Erstaunlichste an den Novemberereignissen.
Mit Beschüssen hätte jedoch die Situation im negativen eskalieren können, so aber ergab das eine unfassbar friedliche Revolution, die am 3.Oktober 1990 in der Wiedervereinigung der zwei deutschen Teilstaaten endete. Auch den Anfang vom Ende der Sowjetunion hatte der Mauerfall zur Folge.

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Wie gut, dass ich nach dem Behandeln dieser Thematik in der 11.Klasse (mindestens vier Jahre ist das jetzt her) endlich wieder Bescheid weiß. :) Danke, Frau Feulner (meine ehemalige Deutsch-, Geschichts- und Gemeinschaftskunde-Lehrerin) für damals. Danke auch an Wikipedia (link!) für die kompaktere Gliederung der Thematiken, Marie-Luise Reckers Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (link!) und an die Titelstory der SPIEGEL-Ausgabe Nr.45 ("Die Nacht der Wildschweine" von Cordt Schnibben, link!).
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